Schweden 2023

Die Reiseroute – der Plan

Eine Reise nach Schweden, allein mit dem Rad, ist die erste Freiheit, die ich mir in meinem neuen Lebensabschnitt gönne. Wenn man so will, Punkt 1 einer noch nicht vorhandenen Bucketlist. Ziel ist Älmhult, um Alex und Sina zu besuchen, aber auch, um ein Ziel zu haben.


Aufgrund der Trainingserfahrungen teile ich die Tour in 9 Etappen ein. Das heißt, so ca. 100 km am Tag. Der letzte Tag ist mit 137 km natürlich zu lang, aber das werde ich anpassen, wenn ich auf der Reise bin. Und das sind die geplanten Etappen, einmal rechts in der Gesamtübersicht :

Tag 1

Der erste Tag soll mich von Herne nach Lengerich bringen. Sofern Kraft, Zeit und Lust ausreichen, alternativ nach Osnabrück.

Der zweite Tag ist eine Etappe von Lengerich nach Wildeshausen. Wenn ich mich nicht verfahre, sind es 101 km.

Tag 2

Tag3

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Ich wollte den 3. Tag sprachlich mal anders eröffnen. Es ist übrigens nichts anderes als ein Blindtext, der bei der Webseitenerstellung unheimlich oft vorgeschlagen wird. Sieht intelligent aus, ist aber lateinischer Blödsinn und war mal eine Frage bei einem TV Quiz. Die heutige Planetappe geht über 109 km von Wildeshausen nach Harsefeld. Orte, die man nicht wirklich kennt.

Tag 4. Hoffentlich hält alles und damit meine ich Mensch und Maschine. Gehe davon aus, dass ich mich wie eine Maschine fühle, wenn ich den 4. Tag wie geplant starten kann.

Heute also von Harsefeld nach Klein Rönnau, ca. 96 km.  Klein Rönnau klingt ja noch mondäner als Harsefeld. Gibt es da überhaupt eine Unterkunft? Aber vielleicht werde ich auch sehr überrascht, das ist vielleicht das Schöne bei unbekannten Etappenzielen.

Tag 5 Tag 5. Nach dem heutigen Tag habe ich „Bergfest“, also die Hälfte der Anreisezeit ist geschafft. 92 km sind zu bewältigen und ich lande in Großenbrode. Eventuell nächtige ich auch in Heiligenhafen.(Vor) Freue mich auf diese Etappe, denn ich werde das Meer sehen.

Tag 6. Von Großenbrode geht es nach Fehmarn und dann mit der Fähre nach Rödby. Ziel ist Sakskoping auf der dänischen Insel Lolland. Bin gespannt, wie ich das mit dem Gepäck auf der Fähre mache. Es sind ja 4 Taschen. Alles mitnehmen oder nur die Wertsachen. Schaue mal, was andere Radreisenden so machen.

Tag 7

Tag 8: Laut aktuellem Plan der vorletzte Reisetag. Von einer Großstadt „Köge“ zur nächsten „Helsingbor“. Fahre auch nicht über die Öresund, sondern werde die Fähre von Helsingör nehmen. Bin in Schweden!!!

Tag 9

Tag 7: Hoffentlich werde ich es bis hier her geschafft haben. Dann werde ich auch in Älmhult ankommen. Heute geht es aber erst mal nach Köge. Sind ja auch nur zierliche 96 km.

Tag 9. Laut Plan der letzte Reisetag, aber es sind 137 km bis nach Älmhult, der IKEA Hauptzentrale. Bin ja im Training oder total am Ende und für die letzten 137 km brauche ich noch mal 8 Tage. Was würde der Kaiser sagen : Schaun mer mal.

Die Reise – die Vorbereitungen

22.7.2023 : Noch 3- 4 Wochen und es geht los. Der Reiseblog macht Fortschritte. Gestern habe ich ihn in der Erstversion 0.1 fertiggestellt. Er ist, na ja zeckmäßig. Schön ist sicherlich anders. Auf alle Fälle fehlt noch der Menüpunkt, der die Reisetage enthält. Tag 0 ist eigentlich kein Tag sondern der Zeitraum von heute bis zum Start. Ein kleines Problem muss ich noch lösen. Mit welchem Medium schreibe ich? Das alte IPAD 2 ist zu alt, vieles funktioniert nicht. Mein Laptop zu schwer. Eigentlich bleibt nur das Handy. Das ist aber sehr mühselig und nicht alles ist mir heute damit gelungen.

2.8.2023: Heute war der Probepacktag. Habe die Packliste genommen, alle Teile auf den Boden gelegt und in die 3 Packtaschen eingeräumt. Zu meiner GROßEN Überraschung war da sogar noch Luft. Überlege, ob ich nicht doch den Fotoapparat mitnehme oder mir eine Actionkamera zulege. Eine Tag verbleibt, mir das zu überlegen, da die Einrichtung auch nicht mal ebenso geht. Und da ist auch noch die Frage wo und wie die Kamera montiert werden kann. Auf dem Helm, an der Lenkerstange oder an einem Brustgurt? Schlafe mal eine Nacht drüber, treffe eine Entscheidung und hole mir dann das OK meiner Königin.

Aber zurück zum Probepacken und zur anschließenden Anbringung ans Fahrrad. Habe ja einen neuen Gepäckträger gekauft, der eine 2. Ebene hat. Dadurch können die Taschen etwas tiefer gehängt werden und die Quertasche liegt auf. Und so sieht das ganze dann aus:

Danach dann eine sehr kurze Probefahrt zu meiner Stammkneipe. Das Fahren ist mit Gepäck schon etwas anders, das ist schon auf der Ultrakurzstrecke zu spüren. Mal sehen, wie sich das auf der Langstrecke auswirkt. Korrigieren kann ich dann aber nichts mehr und eine Probetour mit Gepäck ist zeitlich nicht mehr drin. Sehe aber kein Risiko darin.

3.8.2023 : Hardwaretag :

Heute ist die Entscheidung über die „Hardware“ gefallen. Ja klar, es geht eigentlich um die Tour „itself“ der Engländer es nennen würde. Und damit meine ich :   9 Tage Rad, alleine,  900 km. 

Also auch der Weg ist das Ziel. 

Aber es ist keine puristische Pilgerreise mit Selbstfindungserfahrungen. So spielt auch die Technik eine Rolle. Mit dem alten IPAD2 kann ich die Website nicht editieren, das habe ich heute ein letztes Mal versucht. Ich werde mit dem Handy schreiben. Fotografisch habe ich lange mit einer kleinen Drohne geliebäugelt, mich aber auch aus Kostengründen (für diese Reise) dagegen entschieden. Außerdem bleiben mir nur ein paar Tage, um die Drohne soweit zu beherrschen, dass sie in den Grundzügen das macht was ich will.

Alternativ werde ich jetzt eine Actioncam in Form der GoPro9 mitnehmen. Bietet nach Internetrecherche ein gutes Preis-Leistungsverhältnis ab. Aber wie immer bei Technik, es bleibt ja nicht beim reinen Gerät. Eine Speicherkarte muss dazu und Befestigungsequipment. Und das möchte ich schon am Rad lassen und nicht bei jedem Einsatz an- und wieder abbauen. Ach ja, ein Schutzgehäuse habe ich auch noch gekauft. Relativ teuer, aber das Rad kann durchaus hinfallen und damit auch eine montierte Kamera. Kratzer wären blöd, geht sie sogar kaputt würde ich mich schon ärgern. By the way, ich glaube nicht, dass das Rad hinfällt wenn ich drauf sitze. Ich werde aber das ein oder andere Mal anhalten und manchmal steht man schräg, glaubt der Ständer, also der Fahrradständer, steht gut und schon ist es passiert. Und ja, bei so einer langen Tour ist auch ein Sturz nicht völlig auszuschließen.

Habe heute lange am Fahrrad geschaut, wie und vorallem wo am Lenker ich die Kamera befestige. Es ist nicht oder besser nicht mehr viel Platz vorhanden und die Standardfahrradhalterung ist zu kurz, da filme ich nur meine Lenkertasche. Eine lange Verlängerungsstange, die einen halben Meter umfasst, dürfte sehr lustig aussehen. Hätte dann sowas von Mr. Bean fährt Rad, nur Ralf sitzt drauf. Wäre dann ein lustiges Motiv für andere Reisende.                 

Und nur eine Helmbefestigung und die Kamera 900 km auf dem Kopf kann ich mir auch nicht vorstellen. Habe sehr lange im Netz gesucht und stand schon kurz davor, die GoPro Idee aufzugeben und die Sony Alpha mitzunehmen. Letztlich doch fündig geworden und bestellt. Ach ja, meine Königin hatte es natürlich vorher genehmigt. Hatte versprochen, die GoPro bei unserer nächsten gemeinsamen Tour einzusetzten und dann gibt es „adeliges“ Bildmaterial. Sobald die Kamera dann da ist, werde ich noch einen Softwaretag brauchen, um die Kamera einzurichten. Die Youtuber, die die GoPro vorstellen, nennen das Setting. Das klingt schon nach einem halben Nachmittag, der dafür drauf geht.

13.8.2023 Softwaretag:

Die GoPro Kamera ist nach selbstgemachten Problemen mit der Packstation in meinem Besitz. Jetzt geht es an die Einrichtung. Es gibt ja YouTube und wirklich gute Beiträge hierzu. Dadurch ging die Ersteinrichtung innerhalb von 2 Stunden. Das reicht für den Schwedentrip.

14.8.2023 GoPro Testfahrt:

Kamera an der Lenkerstange befestigt und in Herne Süd herumgefahren. Dabei die Kamera per Sprachbefehle gesteuert: GoPro Foto starten, GoPro Video starten, GoPro Zeitraffer starten. Alles klappt wie am Schnürchen. Toll wenn Technik klappt.
Nicht perfekt war allerdings die Lenkerbefestigung. Hier kippte alles was beweglich war. Nicht viel, aber ich muss nachjustieren. Die Helmbefestigung habe ich noch nicht getestet, das passiert dann unterwegs.

15.8.2023 : Tag 0 Gesundheitscheck und eine Überraschung

Heute ist wirklich der letzte Tag vor dem Reisebeginn. Nach dem Aufstehen der finale Check des Körpers. Man(n) ist ja nicht mehr neu. Das amtlich verbriefte Alter liegt bei 60. Einige Körperteile sind älter, einige aber auch jünger. Der Kopf sowieso. Meine Einschätzung : Alles auf grün im Rahmen meiner Möglichkeiten. Vorallem mein Herzrhythmus ist seit 2 Wochen so regelmäßig wie seit Jahren nicht. Jetzt müsste ich auf Holz klopfen, dass das so bleibt. Auch das Körpergewicht hat sich in den letzten 4 Wochen verändert. Würde ich boxen, dürfte ich jetzt in der Cruisergewichtsklasse antreten. Vor 4 Wochen wäre es Schwergewicht gewesen. In Kilo und Gramm beginnt Schwergewicht ab 90,7.

Die Überraschung:

Barbara hatte vor 2 Wochen eine Idee, die WAZ einzuschalten. War nicht so begeistert. Fand auch, dass diese Art der Reise von vielen gemacht wird und damit doch eigentlich nicht interessant für die Herner Leserschaft. Doch dann wurde die WAZ doch informiert und heute gab es erst ein telefonisches Interview und nachmittags einen Fototermin. Mal sehen, was daraus wird. Jetzt muss ich natürlich morgen starten.

Freue mich drauf.

Reisetag 1 : 16.8.2023 – Osnabrück 132 KM

Die Tour startet um genau 8:34. Wir werden sehen, ob das meine Mission Impossible wird oder eben nicht. Geplant war die heutige Tour bis nach Lengerich. Ist aber trotz einiger Widrigkeiten Osnabrück geworden. Satte 132 KM habe ich zurückgelegt, aber nun von Anfang an. Wie gesagt gegen halb neun bei unklarer Wetterlage losgefahren und gleich nach der ersten Kurve habe ich Barbara schon vermisst. Voraussichtlich sind wir jetzt 14 Tage getrennt, das gab es die letzten 17 Jahre nicht. Die ersten Kilometer nicht spektakulär,  Herne, Castrop, Schiffshebewerk und dann Datteln. Ist als Regenloch in meiner Erinnerung und wurde nicht enttäuscht. Satte 20 Minuten unter einer Hofeinfahrt verbracht. Ein paar Mal angehalten. Nach 2 Stunden nur 24 KM geschafft. Zu langsam und die Feldwege an den Kanälen waren pfützig. Also Tempo reduzieren und schön die Füße hoch. Gestern fragte mich der Waz Reporter nach meinen größten Herausforderungen der Reise. Ich sah nur Mensch und Maschine. Hatte wohl das Wetter und den Bodenbelag vergessen. Habe mich auch verfahren, das lag aber an der ein oder andere nicht bekannten Streckensperrung. Schick auch, dass plötzlich ein Treppe auftauchte. Zu Fuss schon ein Herausforderung. Mit dem vollbeladen Rad unmöglich. Also schön alles „abriggen“, hochladen und dann das Rad. Verbessert nicht die Durchschnittsgeschwindigkeit.

10 Treppen davon bräuchte ich nicht. In Ladbergen die erste Pause gemacht und mit Barbara und Charlotte telefoniert. Danach entschieden, dass ich bis nach Osnabrück fahre. Akku könnte ein Problem werden. Und wurde es auch. Denn hinter Lengerich beginnt wohl das Tecklenburger Land. Ist nicht wirklich flach. Nicht wirklich schlimm, kostet aber Batteriekapazität. Erinnerte mich ein wenig an den Moos – Schienen Trip. Es kam wie es kommen musste, 10 KM vor dem Ziel auf ECO geschaltet. Ich habe keine Motorunterstützung wahrgenommen. 5 KM vorm Ziel dann ohne Motor. So ein  Mist. Bemerkte vorher schon ein gebremstes Fahrverhalten, sah aber nichts. Ohne Motor aber musste ich der Sache auf den Grund gehen. Eine Schraube, die den Gepäckträger fixiert, war weg. So lag der Gepäckträger mit Gepäck auf dem Schutzblech und damit auf dem Reifen. Ich habe das BackRack (die Quertasche, beladen mit Ersatzakku, Ladegerät, etc) geschultert. Dabei vergessen, einen Spanngurt zu entfernen. Der hat dann erst das Rücklicht verbogen und sich dann elegant um die Nabe gewickelt. Herrlich. Es ließ sich aber gut abwickeln, da ich doch schnell reagiert habe. At the end bin ich im Ibis Hotel angekommen. Das Rad durfte ich ins Zimmer nehmen. Da konnte ich alles reparieren. Essen war ich in der Pizzeria  La Torre, ein Geheimtipp. Gab allerdings nur Burger, da die Wiedereröffnung erst diese Woche passierte.

Ansonsten keine besonderen Vorkommnisse.

Reisetag 2: 17.8.2023- Bremen 125 KM

Nachdem es gestern ganz gut geklappt hat, habe ich für heute Bremen als Ziel angepeilt. Nach 125 KM habe ich das auch geschafft.Obwohl es nicht gut anfing. Nach 20 Minuten setzte Regen ein. Die Wahrscheinlichkeit laut App lag bei 11%. Einen Blick auf den Regenradar und danach konnte es kein Regen sein. Die Regenfront war nicht über meinem Standort. Dann konnte es also wirklich kein Regen sein. Habe vor einer Woche in der Waz gelesen, dass Flugzeuge in Not ihr Kerosin abwerfen. Aber warum alle Flieger im Luftraum Osnabrück und warum dauert das 30 Minuten? Danach war der Spuk vorbei. Auf der Strecke gab es keine Besonderheiten.

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Ich habe aber auch keine gesucht. Heute war die Strecke das Thema. Auf der Fahrt wenig, also sehr wenig Radfahrer getroffen. Fühlte mich etwas einsam und dann geht einem Kurioses durch den Kopf. Ich dachte an eine englische Lektüre aus der guten alten OHG Zeit: the loneliness of long distance runner. Parallelen gibt es da schon. Dazwischen immer wieder Blick auf den Akku. Sieht gut aus. 50 KM vor Bremen wurde der Wind stärker. Ich vergass zu erwähnen, dass der Wind aus Nord/Ost blies. Genau meine Fahrtrichtung. War für mich und den Akku spürbar. Kam so gegen 16:30 auf letzter Rille im Hotel an. Eine Erkenntnis habe ich gewonnen. Die 125 KM bei Gegenwind sind meine Grenze und vom Genussradfahren rede ich da nicht. Werde morgen definitiv kürzer planen. Abends im Napoli gut gegessen. Danach noch zum Dom. Hierbei die Markthalle Acht entdeckt. Viel Gastronomie in einer Halle. Und eine Gitarristin gab es auch noch. Habe mir von Janis Joplin Me and Bobby McGee angehört. Die  Gitarristen konnte singen.

PS: plane noch ein Video einzustellen.

Reisetag 3: 18.8.2023 – Hamburg 106 KM

Heute ging es bei gutem Wetter von Bremen über Lilienthal, Zeven, Heeslingen, Harsefeld(mein originales Ziel) und York bis an die Elbe. Lilienthal und York haben Flair. Ab Zevenbeginnt wohl das Alte Land. Unzählige Äpfelbäume als Spalierobst stehen in guter Frucht. Deutlich schöner anzuschauen als die Maisfelder. Soviele habe ich auch noch nicht gesehen.

Hamburg habe ich von Westen angefahren. Dabei am Airbus Werksgelände vorbei. Das ist wirklich gewaltig groß. Eine Beluga stand draußen . Dann Finkenwerder passiert. Musste oder habe eine Fähre genommen : Rüsch-Schonlau. Danach am Elbstrand zum Hotel in Ottmarschen geradelt. Die Beine haben Milchsäurebakterien produziert, das Sitzen hinterlässt auch ein bis zwei Problemstellen. Aber sitzen habe ich ja beruflich gemacht. Bin also im Training. Abends mit einem E-Scooter zur Innenstadt gefahren. Ein Bier im Fleetkeeper (irischer Pub) getrunken. Jetzt ein zweites im Pub Lütt Döns.

Reisetag 4 :19.8.2023 – Neustadt 101 KM

I beg your pardon, leider noch leer. Das galt bis grade. Also heute der Bericht des 4. Tages, Samstag, den 19.8.2023.

Vorab noch ein paar Ergänzungen zu gestern. Nach dem Pub Besuch habe ich die Hotelrückreise über die Jan Fedder Promenade in Pauli gemacht. Alle 100 Meter gab es Strassenmusik. Bin bei 2 Leuten stehengeblieben, weil die mit Kontrabass und Gitarre Reggaerhythmen spielten. Und das mit dem Song Nothing Else Matters. Der Gitarrist sang mit einer schmutzig, rauchigen Stimme. Mega. Nach der Allee über Ottensen gefahren. Wie in ganz Hamburg hat jedes Lokal Stühle und Tische vor der Tür, alles gesammelt voll. Friedliche Atmosphäre. Schön.

Nun aber zum heutigen Reisetag. Der Anfang war der schöne Teil der Tour. Bin über die Stadtteile Othmarschen und Bahrenfeld über grüne Radwege aus Hamburg rausgefahren. Dabei am HSV Stadion vorbei. Der Rest der Reise bei schwül warmen Wetter verlief neben Bundesstrassen. An größeren Orten wurden Niendorf, Norderstedt und Bad Segeberg passiert. Hier hätte man sich bestimmt was anschauen können, aber Überleben war heute das Maß der Dinge. Die Haut besteht aus 7 Schichten. Davon habe ich 3 am Po wohl verbraucht. Heute zum ersten Mal mir einem Ehepaar gesprochen, die auch mit dem Rad nach Neustadt wollten. Kein Ebike, genauso beladen wie ich. Aber sie machen ja auch „nur“ 70 – 90 KM am Tag. Heute morgen wusste ich noch nicht wo ich nächtige. Das Angebot über Buchungsportale war und ist an der ganzen Küste mau oder extrem teuer. Hatte 3 Optionen herausgesucht, die keine Onlinebuchungen anbieten. Eine hat „gezogen“. Bin also nach 101 KM in Neustadt gelandet. Für morgen steht die Überfahrt nach Dänemark an. Werde nicht vorbuchen, da ich voraussichlich in Diskussion mit einem Körperteil sein werde, ob Puttgarden nicht auch reicht.

Reisetag 5 : 20.8.2023 – Maribo 119 KM

Sonntag, 29.8.2023

Der 5. Tag, gnadenlos schönes Radfahrwetter. Die Sonne scheint, aber nicht zu heiß. Der Wind ist ok, Freunde sind wir noch nicht. Aber wir nähern uns an. Von Neustadt ging es heute über Gröditz, Kellenhusen und Dahme bis nach Großenbrode. Immer über Radwege, oft mit Blick auf die Ostsee. Immer wieder schön, wenn sich die Sonne am Horizont spiegelt. Den Weg über Pelzerhagen und Rettin direkt am Start habe ich nicht gewählt. Ist zwar sehr schön, aber das bin ich schon gefahren. Die Strecke ist holprig. Mit Gepäck und einem Gesäß nicht in Topform muss nicht sein. Der Weg nach und aus Fehmarn war nicht einfach. In Großenbrode den ausgeschilderten Radweg zur Fehrmansundbrücke genommen. Und an einer Kurve war die Brücke keine 3 Meter neben mir. Leider auch ein Zaun. Also bin ich weitergefahren bis Wasser kam. Aber kein Weg auf die Brücke. Also um den letzten Brückenpfeiler rum auf der Suche nach dem Glück. Nach ca. 5 KM war ich wieder in Großenbrode und auf dem bekannten Radweg. Diesmal an der 3 Meter Stelle genau auf den Zaun geschaut. Und da ist ein Tor, klein und zu, aber die Lösung: Tor einfach aufmachen.


Fehmarn nicht angesehen, direkt zum Fährhafen.  Auch hier ein Radweg etwas links von den Autoterminals. Durchgefahren bis zum Ende. Sah komisch verlassen aus. Ein Mann am Schalter,  der mir knochentrocken erklärte, dass er mir kein Ticket verkaufen kann. Ich müsste zurückfahren und mich an die Autorerminals stellen. Gesagt, getan, eine nette Ticketverkäuferin auf den Umstand angesprochen. Sie bejahte, dass jeder Radfahrer falsch fährt, wäre schon schlecht gemacht. Dafür kam die Überfahrt auch das Doppelte meiner Erwartungen. Ist Hauptsaison erklärte sie mir. Das Doppelte?? Aber take it or leave it. Überfahrt war gut, danach noch 1 Stunde in Dänemark bis Maribo gefahren. Mensch Ralf, du bist in Dänemark. Der Hintern hat wohl noch ein Schicht verloren, aber meine Beine werden stärker. Ein paar Impressionen von Maribo

Hier schlafe ich heute

Hier schlafe ich h

Der See in Maribo Rock Cafe

Der See in Maribo
Rock Cafe

Reisetag 6 :21. August 2023 – Rödvig 96 KM

Bin vielleicht nicht mehr in Deutschland. Ja stimmt, bin in Dänemark und zwar seit gestern. Eines noch vorab. Bin überwältig über die Vielzahl der Kommentare. Ich kann unmöglich auf alle antworten. Sorry for that.

Der ursprüngliche Plan hätte mich direkt nach Köge geführt, also kurz vor Kopenhagen. Ich liege gut im Plan und gönne mir etwas Sightseeing, also bin ich rechts abgebogen und noch Rödvig gefahren. Diesen Ort habe ich gewählt, weil er kurz vor Stevens Klint liegt. Dies ist eine Steilküste und UNESCO Weltnaturerbe.

Die Etappe war mit 96 KM nicht wirklich kurz, trotzdem fühlte sie sich fast nach Entspannung an. Wieder sehr schönes Wetter und auch der Wind war neutral bis freundlich. Habe ihm das Du angeboten.

Der Weg verlief von Maribo über Saksköping, Guldborg (bewegliche Brücke) bis nach Orehoved. Von da über eine alte Brücke, ca. 4 KM, nach Vordingborg. Eine neue Brücke wird grade gebaut und es ist auch zu sehen warum. In Vordingborg in einem Cafe einen Cappuccino getrunken und dann bis nach Presto am gleichnamigen Fjord weitergefahren. Kurze Pause im Hafen und dann bis zum Hotel Klint und das nach 5 1/2 Stunden. Meine schnellste Etappe und die Entspannteste. Kurz ausgeruht und dann zur Steilküste gefahren. Wirklich schön, vergleichbar mit den Kreidefelsen in Rügen.

Abends im Hotel auf Empfehlung der Rezeption das Grillbuffett gebucht. Das war richtig lecker. Habe ich mir das verdient?

Jetzt an die Planung für morgen und auch für die Tage danach. Bin jetzt total 668 KM gefahren, es sind keine 300 KM. Habe mit Alex gesprochen und mein Kommen für Donnerstag angekündigt. Unter der Voraussetzung, dass… aber was soll schon passieren.

Meine körperlichen Leiden nehmen ab. Hätte ich gestern auf einer Skala von 1-10 meine Schmerzempfinden auf 7 gesetzt, waren sie heute morgen Dank Salben auf Level 3 abgesackt. Nach der Tour etwas höher. Mädels hätten wahrscheinlich auch am Vortag nur auf 3 gestellt. Bin aber ein Mann und wir sind sensibler.

Reisetag 7 : 22. August 2023 – Helsingborg 118 KM

Bin in Schweden. Die Route begann in Rödvig und endete nach 118 KM in Helsingborg. Das war nicht unbedingt beabsichtigt, denn die Tour war lang. Aber die Unterkunftssituation auf dänischer Seite ließ mir keine Wahl. Darauf komme ich noch zurück.

Startpunkt also Rodvig, die erste Stadt war Köge (ca. 30 KM). Von Köge ging es ein Stück am Meer entlang und dann über Taastrug, Ballerup und Värlöse bis nach Farum ins Landesinnere. Kopenhagen habe ich rechts liegen lassen. In Värlöse einen Kaffee getrunken und versucht, meine Übernachtung zu buchen. Das habe ich am Vorabend nicht gemacht und das hatte folgende Gründe:

  • Wie weit fahre ich überhaupt?
  • Das Angebot bei Booking war auf dänischer Seite dünn, meist ohne Stornomöglichkeit und sehr teuer
  • Ich finde schon was am Wegesrand

Jetzt aber spinnt mein Handy. Ich habe keine Mobilfunkverbindung. Ausgeschaltet hatte ich mobile Daten nicht. Eine gute Idee wäre es, das Handy aus- und wieder einzuschalten. Das wollte ich nicht riskieren, da i h den Weg über Komoot auf Offline Navigation heruntergeladen hatte. Beim Neustart verliere ich eventuell die Navigation. Ja, man kann in Dänemark den Weg auch über die Städte finden. Aber bei Seitenwechsel der Radwege über Unterführung mit Verzweigungen wird man sich mal verfahren. Also bis zur Küste gefahren bis Horsholm. Handy aus, Handy an, Mobilfunk war. Preise bei Booking noch abenteuerlichen. Der Weg über Niva, Humlebäk bis Helsingör verlief an der Küste. Humlebäk, manoman, eine Villa nach der nächsten über Kilometer. Klar, dass hier kein B&B zu finden ist. Das hatte ich in ganz Dänemark nicht wirklich oft gesehen. Hinter Humlebäk ein Hotel der Booking Liste angefahren. Alles voll, hätte ach 1.400 DKK gekostet, also so 180 Euros. Da paste weder Preis noch Leistung. Streich die eins und alles wäre im Lot. Auf schwedischer Seite sah es besser aus. Also gebucht. Die Fährüberfahrt völlig entspannt. Ist wie Busfahren bei uns.

Nächtige jetzt für 75 Euros mit Frühstück. Es ist das Sundsgarden Hotel. Der Nachteil, es liegt 6 KM außerhalb des Zentrums. Aber dieser Nachteil ist ein Vorteil, da es im südlichen Stadtteil Raa liegt. Ein altes Fischerdorf, eine große Marina und Strand mit Leben. Diesen Stadtteil findet man wahrscheinlich in keinem Führer, ist ein Fehler. Nett im Bistro 46 gegessen. Danach über den Strandweg zum Hotel und die nächsten beiden Tage planen.

Reisetag 8 : 23.8.2023 – Helsingborg- Hässleholm 85 KM

Ich kann das Ende sehen

Das war heute fast Kurzstrecke. Dafür ging es manchmal rauf und runter.

Ein letzter Blick vom Frühstücksraum in Raa

Ein letzter Blick vom Frühstücksraum in Raa

Der Weg verlief vom Meer weg fast direkt ostwärts über Klippan und Perstorp nach Hässleholm. Es begann mit 400 Meter Wiese. Hatte vorher schon etwas Manschetten, wie die Wege für Radfahrer in Schweden so sind. Das fing schon mal spannend an. Blieb aber nicht spannend, neben Bundesstraßen verlaufen Radwege, durch kleinere Orte teilweise auch. Also alles im grünen Bereich. Allerdings war die Strecke nicht immer flach. Ich rede hier nicht von Bergen aber das rauf und runter brachte einmal 46,2 km/h auf den Tacho. Da darf dann natürlich nichts passieren. Der Helm ist ja nur auf dem Kopf, fahre ja nicht mit Ritterrüstung.

Der Wind und ich sind seit gestern Freunde, aber er hat noch einen großen Bruder, den Regen. Am Anfang dachte ich, er will nur spielen. Über mir war es trocken, die Straße vor mir aber nass. Bin also schön hinter dem Regen hergefahren. Bis zur Stelle, an der ich die 46 Km/h fuhr. Da habe ich ihn wohl überholt. Das fand er gar nicht gut und hat mich von hinten angegriffen. Kurz, aber heftig. Also Regenkleidung an, ich habe sie nicht umsonst mitgenommen. Die neue Hose mit Füsslingen war hilfreich. Sonst hätte das Spritzwasser meine Schuhe und dann die Füße nass gemacht.

Und auch heute beschäftigte mich die Übernachtungsfrage. Über Booking.com ein paar Optionen angesehen aber nichts gebucht, da entweder über Budget oder ohne Storno Möglichkeit. Unterwegs dann einen Versuch über Agoda gestartet. Hier kam ein Hotel 75 €, das bei Booking 100€ kostet. Gab Schwierigkeiten beim Bezahlvorgang. Bekam eine Bestätigungsmail. Konnte aber nicht sein, da ich nicht bezahlt hatte. Nach 1 Stunde wurde es vom Anbieter storniert. Unterwegs nichts gesehen, nur eine Unterkunft irgendwo im nirgendwo. Reiseführer würden die Lage als idyllisch beschreiben. Ich habe dieses Hotel auch bei Booking gesehen. Ich glaube, 70 € waren ausgeflaggt. Für die Lage und das äußere Erscheinungsbild damit gut bezahlt. Also nach Hässleholm gefahren. Ein 4 Sterne Hotel hatte ich auf der Liste. Lt. Booking sollte das 1.531 SEK, ca 130€ kosten. Es gab noch eine Suite für 2.440 SEK, also > 200 €. Nachgefragt und die Rezeptionistin sagte mir, dass nur noch 2 Suiten für 2.440 SEK zu kriegen sind. Darauf hin zeigte ich ihr den Booking Preis. Ja, dann hält sie die 130€ dann auch. Da war ich platt und habe angenommen. Was soll ich sagen, es ist eine Mini Suite. Mit Ledercouch, 2 Ledersesseln. Der Preis ist angemessen.

Hätte heute auch bis Älmhult durchfahren können. Es fehlen noch 57 KM. Muskulatur, Akku und der Hintern hätten es hergegeben. Aber mit jedem Meter steigt das Risiko einer Unkonzentriertheit.

Dafür schaue ich mir auf Empfehlung von Alex ein Fußballpokalspiel an: IF Hässleholm vs. Halmstads BK. 

Morgen die Schlussetappe nach Älmhult. Werde ich nicht erschossen, komme ich wirklich an.

Reisetag 9 : 24.8.2023 Hässleholm -Älmhult 57 KM

Älmhult oder Nicht Älmhult, das ist hier die Frage. Und sie wird mit Älmhult beantwortet. Ich war um 14 Uhr da.

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Die heutige Etappe war mit 56 KM die kürzeste und entspannteste. Sie führte nordwärts ueber Osby zum Ziel. In Osby an den Seen bin ich etwas geblieben. Hier ein paar visuelle Eindrücke.

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Die Route war bis auf ca 500 Meter Bundesstrasse, auf der die LKW mit Tempo 100 vorziehen, gut zu fahren. Länger hätte ich die Bundesstrasse auch nicht gebraucht. In Älmhult von Sina und Alex herzlich empfangen worden. Die beiden hatten ein Zieleinlaufband gespannt, was ich nicht durchfahren sondern durchschneiden durfte.

Da ich einen Tag früher als erwartet angekommen bin, habe ich die Rückreise mit der Bahn fuer Sonntag geplant. Und jetzt beginnt das Drama. Die Fahrradmitnahme ist reservierungspflichtig und online lässt sich das nicht machen. Also per Telefon. Hier informierte mich die Deutsche Bahn, dass für Sonntag und auch für Montag eine Reservierung nicht mehr möglich ist, da alle Plätze belegt sind. Werde also am Sonntag ohne Rad heimfahren. So ein Mist. Jetzt bleiben noch 2 Tage um eine Spedition zu finden. Wenn alle Stricke reißen, muss ich mit dem Auto nochmal hochfahren. Das ist ein Problem, dass ich nicht habe kommen sehen.

Trotzdem bin ich froh, diese Reise gemacht zu haben. Es war eine Herausforderung und ich habe sie bewältigt.

Nach ein paar Tagen werde ich noch eine weitere Seite hinzufügen, ein Fazit sozusagen. Auch werde ich versuchen, alle Kommentare zu beantworten. Ich habe mich über jeden gefreut .

Rückreisetag

Geplant war die Rückreise für Sonntag. Durch die Schwierigkeiten mit dem Fahrradtransport sah es so aus als müsste ich sie ohne das Rad antreten. Um das Rad dann irgendwann zu holen, gab es mehrere Alternativen. Mit Auto und Fahrradträger hin, eine Spedition oder mit der Bahn hin und einem reservierten Stellplatz wieder zurück. Am Donnerstag abend haben Sina, Alex und ich die Optionen besprochen und ein paar Speditionsangebote angefragt. Sina hatte etwas ( allerdings unklar) für 150 €, ich hatte ein schnelles Angebot für 500 €. Am Montag, dem 28.8.2023 kam ein schriftliches Angebot für 230 €.

Die Bahnoption erschien mir allerdings die beste Option und so habe ich am Freitag morgen die Hotline Nummer der Bahn angerufen um etwas terminlich zu fixieren. Jetzt wurde ich informiert, dass es eine Webseite gibt, auf der ich selbst die Reservierung vornehmen kann. Sie befindet sich im Testmodus. Diese Seite next.bahn.de habe ich aufgerufen und tatsächlich, es ist möglich. Sonntag und Montag waren tatsächlich ausgebucht, bis auf einen Nachtzug um 23:59 Uhr, aber Samstag gab es Möglichkeiten. Obwohl mir das einen Tag zu kurz war, habe ich hier die Rückreise gebucht. Von Älmhult nach Kopenhagen mit Alex Hilfe über Skanetraffiken, einer schwedischen Bahngesellschaft.

In Älmhult pünktlich um 7:52 Uhr gestartet und mich von Alex am Bahnsteig, von Sina im Kastanjenvägen herzlich verabschiedet und in Kopenhagen pünktlich um 9:52 Uhr angekommen. Hätte auch einen späteren Zug nehmen können, aber Zeitreserven sind nicht falsch. In Kopenhagen ging es dann mit der Deutschen Bahn um 11:26 weiter. Der bekannte Slogan aus den 70igern oder 80igern : die Bahn kommt …immer…pünktlich gilt schon langer nicht mehr. Zumindest stand der Zug am Gleis. Ich habe also mein Rad in den Wagon mit dem Stellplatz gebracht, aber mein Stellplatz war belegt. Ein junges französiches Paar hatte dort in guten Glauben ihr Rad eingehängt. Sie hatten eine Fahrkarte für diesen Tag, der Stellplatz war aber genau einen Monat später datiert. Da alle Stellplätze belegt waren, musste ich sie bitten, ihr Rad auszuhängen. Das Einhängen ist im Übrigen kein Kinderspiel. Man braucht eine gewisse Technik und Kraft oder Hilfe. Ich bekam Hilfe. Der Zug fuhr 9 Minuten verspätet los. Kein Ding, ich habe ja 45 Minuten Reserve.

 Der Zug war voll, rappelvoll.

Viele musste stehen, ich hatte einen Notsitz ergattert. Die Atmosphäre im Abteil war mehr als freundlich. So haben alle, die auf den Notsitzen saßen, ihre Sitzplätze den Stehenden angeboten.  4 Stunden stehen bis Hamburg geht einfach nicht. In der Durchsage der dänischen Zugbesatzung wurde um gegenseitige Rücksichtnahme gebeten, da sie zwar wissen, dass der Zug übervoll ist, sie aber alle Passagiere nach Hamburg bringen wollen. Das ging auch gut, bis eine Station vor der deutschen Grenze, die deutsche Besatzung übernahm.

Hatte ich bis dahin überhaupt mein Besatzungspersonal gesehen, tauchten nun 2 Zugbegleiter ist. Sie sagten, dass der Zug zu voll ist, Sicherheitsaspekte verletzt würden und sie so nicht weiterführen. Sie baten alle Passagiere ohne Sitzplatzreservierung den Zug zu verlassen. Die beiden Franzosen mit ihrem Rad im Gang bekamen richtig Probleme. Sie wurden direkt angesprochen, den Zug zu verlassen. Am Anfang war ich sehr irritiert, aber eine Zugbegleiterin erklärte, dass die Sicherheitsbestimmungen in Dänemark und Deutschland anders sind. Führe sie weiter, riskiert sie ihren Job. Ich konnte sie verstehen, aber so etwas kann in Europa einfach nicht sein. Ein paar Leute verließen irgendwann den Zug, die beiden Franzosen demontierten ihr Rad und packten es in eine Tasche. Der Zug fuhr weiter… nach 35 Minuten. Wäre keiner ausgestiegen, wäre die Zugfahrt für alle beendet worden. Dieses Szenario bestand. Für Reisende ohne Rad ist das ärgerlich, für Reisende mit Rad oder Familien mit Kindern, die mit dem IC oder ICE unterwegs sind, eine Katastrophe.

Aufgrund der nahezu 100igen Wahrscheinlichkeit, meinen Zug in Hamburg zu verpassen, musste ich mich um eine Alternative für einen Radstellplatz kümmern. Auf der Strecke Hamburg- Dortmund gab es eine. Statt 16:45 ginge 20:45. Na klasse. Aber es gab eine andere. Um 16:50 fuhr ein Zug über Münster nach Gelsenkirchen. Da ich die neue Bahnseite kannte, buchte ich diesen Stellplatz. 9 Euro, alles gut. In Hamburg kamen wir dann doch um 16:38 an. Also hatte ich 7 Minuten um aus dem Zug raus, über den vollen Bahnsteig zur Rolltreppe, einen Bahnsteig nach rechts, die Rolltreppe runter… scheiße kaputt, also die Treppe runter, den vollen Bahnsteig entlang zum Zug zu kommen. Obwohl ich die Sicherheitsvariante gebucht hatte, entschied ich mich für den Stress. Hätte fast eine Tasche verloren, aber ich habe es geschafft. Ich bin ingesamt 960km Rad gefahren. Ich habe keinen Tag auch nur annähernd so geschwitzt wie an diesem Tag.

Die Fahrt von Hamburg aus in einem leeren Zug war sehr angenehm. Mit einem Zugbegleiter in ein längeres Gespräch gekommen. Seine Erfahrung ist, dass Reisen mit Familie und mit dem Rad schwierig werden können. Deckt sich in Teilen mit meinen Erfahrungen.

 In Dortmund nach Bochum umgestiegen, auch hier war es aufgrund einer Verspätung knapp.  Von Bochum aus mit dem Rad nach Hause. Fritten Peter hatte noch auf und ich nichts gegessen. Eine doppelte Currywurst löste das Problem. Zuhause von Barbara und Charlotte empfangen worden. Es waren die schönsten 30 Minuten des Tages.

Die Reise ist zu Ende. 

Werde jetzt ein paar Tage alles sacken lassen und dann ein kurzes Resumee schreiben.

Resümee

Was nehme ich mit von der Reise? Zum einen das, dass es für mich eine Herausforderung war, fast 1.000 KM alleine mit dem Rad zu bewältigen. Ich hatte keinen Zeitdruck, wollte aber trotzdem diese Reise in einem Zeitrahmen von 9- 11 Tagen bewältigen. Durch das Alleinreisen bekam der Trip, ohne es hoch hängen zu wollen, auch einen Touch von Selbsterfahrung. So ähnlich muss man sich fühlen, wenn man den Jakobs Weg geht. Geisterte auch sehr unbestimmt in meinem Kopf.

Würde ich die gleiche Reise noch einmal machen? Die heutige Antwort ist nein. Nicht, weil es keinen Spaß gemacht hat, aber es war ganz klar keine Reise bei ich mir Zeit genommen habe mal nach links und rechts zu schauen. Ich habe wenig gesprochen und noch weniger gelacht. Auch das Teilen von Erlebnissen fiel weg. Es stand die „Challenge“ im Vordergrund.

Die Erkenntnis 1 ist : Eine Radtour über mehrere Tage mache ich gerne wieder, durchaus auch etwas Herausforderndes, aber nicht mehr allein.

Auch wenn ich keine Bucket Liste in der Art von 10 things to do before dying erstellt hatte, wurde mir auf dem Weg bewusst, dass ich Vergleichbares in 10 Jahren hochwahrscheinlich nicht mehr machen werde bzw. kann. Macht also durchaus Sinn, dass ich mir überlege, was ich wirklich noch machen möchte. Punkt 1 dieser noch imaginären Liste wäre eine Alleinreise, die eine gewisse Herausforderung bereithält. Das habe ich erledigt, der Jakobs Weg muss es nun nicht mehr sein.

Die Erkenntnis 2 ist also : Erstelle eine Liste

Neu für mich waren auch die Reiseberichte. Ich habe noch von keiner Reise in meinem Leben etwas aufgeschrieben. Das ist jetzt nur passiert, weil auch hier Neuland von mir betreten wurden. Kann ich ein für mich neues Medium wie das Bloggen so weit beherrschen, dass etwas Strukturiertes entsteht. Für mich ist das Ergebnis völlig ausreichend. Am Anfang wollte ich die Erlebnisse nur für mich schreiben, aber so konnten meine Familie und Freunde und Unbekannte teilhaben.

Erkenntnis 3 : Ich glaube, ich bin nicht alleine wenn ich behaupte, dass man sehr schnell viele Details vergisst. Fotos holen viel ins Gedächtnis zurück, ein Text aber noch mehr. Bei außergewöhnlichen Reisen werde ich das Schreiben fortführen.

Ende des Reiseberichts.

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